Reisen Ü60: Teil 15 - Auf in den Süden


In diesem Teil unserer Rentner in Neuseeland Reisen Ü60 Reihe reisen Sabine und Matthias von Wanaka über den Cardrona Pass bis nach Queenstown und entdecken dabei das kuriose Bradrona. Besondere Sehenswürdigkeit: BHs an einem Zaun. Der Weg über den Pass ist anspruchsvoll, doch die beiden haben zum Glück Erfahrung. Danach geht es weiter ins Southland bis zur südlichen Spitze Neuseelands nach Invercargill.

Über den Cardrona Pass geht es von Wanaka bis nach Invercargill zur südlichen Spitze Neuseelands


In diesem Teil unserer Rentner in Neuseeland Reisen Ü60 Reihe reisen Sabine und Matthias von Wanaka über den Cardrona Pass bis nach Queenstown und entdecken dabei das kuriose Bradrona. Besondere Sehenswürdigkeit: BHs an einem Zaun. Der Weg über den Pass ist anspruchsvoll, doch die beiden haben zum Glück Erfahrung. Danach geht es weiter ins Southland bis zur südlichen Spitze Neuseelands nach Invercargill.

BHs auf dem Cardrona Pass


5 Bilder: BHs inmitten der Berge in Bradrona

Wanaka war also auch für uns der Dreh- und Angelpunkt unserer weiteren Reise. Vor der Abfahrt mussten wir Kompromisse eingehen und uns entscheiden, welche grandiosen Landschaftsteile wir nicht erleben werden können. Am meisten geschmerzt hat uns der Verzicht der Strecke auf der SH 8 bis Twizel und der Weiterfahrt bis Mt. Cook Village. D.h. auf die trockene östliche Seite der Hochalpen mit dem türkis-blauen Lake Pukaki zu den Gletschern mussten wir „uns klatschen“.

Am Weg Richtung Süden liegt nach kurzer Strecke von ca. 60 km bereits Queenstown, das quirlige Zentrum wilder Aktivisten, zu Lande, zu Wasser und aus der Luft. Hiervon fühlten wir SILVER-AGER uns nicht so sehr angesprochen, so dass wir in Sichtweite des Erlebniszentrums von NZ bei Frankton am Lake Wakatipu links statt rechts abgebogen sind, um auf der 6 weiterzufahren.

Will man die Partystadt Queenstown von Wanaka bereits nach 60 km erreichen, muss man die Landstraße über den Cardrona Pass nehmen. Diese hat ihren schlechten Ruf als kleine, schmale bis enge, serpentinenreiche – und WOMO-Fahrern daher abzuratende Piste über ein Gebirge – nicht zu Unrecht! Im Internet fanden wir folgende Warnung: „Die Strecke ist etwa 70 km kürzer, aber sie ist eine der schwierigsten Straßen Neuseelands und setzt von daher ein fahrerisches Können voraus.“

Schon mal in Südnorwegen gewesen? Dann kann man nur darüber lachen! Und wir SILVER-AGER haben ein Haus in Südschweden und sind deshalb schon öfter auch durch Südnorwegen gefahren! Klar, dass wir gerade diese Straße gewählt haben. Laut Reiseführer sollte sie auch besonders schön sein. Gut, über „Schön sein“ lässt sich streiten, aber abwechslungsreich und überraschend ereignisreich war sie! Und trotzdem hat es uns da erwischt, aber anders……

Also die erste Etappe nach Wanaka führt durch das äußerst idyllische Tal mit vielen Weiden für die Tiere und einer tollen Vegetation. Auf der breiten geraden Straße liegt rechts und links ein bisschen Schotter und auf beiden Seiten stehen mengenweise die in NZ so beliebten rot-weißen Pylonen Hütchen. Außerdem wird die Geschwindigkeit auf 60 km per Warnschild vorgeschrieben.

Wir sind völlig allein auf weiter Strecke, die hier ausnahmsweise mal auf längere Sicht einzusehen ist. Kein Bauarbeiter oder entsprechendes Gerät ist zu sehen. Ich weiß noch genau, dass ich genau da zu meiner Frau gesagt habe: „Nun habe ich aber die Schnauze voll von den ewigen Baustellen und andauernden Geschwindigkeitsbegrenzungen und fahre schneller!“ Das habe ich dann auch getan. Niemand und nichts war zu sehen, und so kamen wir abgesehen von den üblichen Fotostopps recht zügig und ungestört voran. Von schwierigen Straßenverhältnissen war abgesehen von den im Wege stehenden Pylonen nichts zu merken. Und so erreichten wir den Ort Cardrona problemlos.

Wir erinnern uns noch genau daran, wie wir um die letzte Kurve vor dem Ort fuhren und direkt danach auf der linken Seite neben der Landstraße eine Zaunkonstruktion am Straßenrand vorfanden, welche äußerst bunt in der grünen Landschaft mit BHs zugehängt war. Und das auf eine längere Strecke. Es gab so etwas wie ein Ortsschild mit Werbung und ein Willkommen für Besucher. Gleich neben der Straße war ein Parkplatz.

Hätten wir das nicht schon in Deutschland in einem Reisefilm gesehen, wären wir wirklich aus allen Wolken gefallen, die es an dem Tag auch gab. Aber es war auf jeden Fall sehr pittoresk und einladend für viele Fotomotive. Und dann gab es noch eine Steigerung. Ein Kleinbus mit einer Gruppe von Asiaten*innen bog auf den Parkplatz. Und diese eigentlich harmlose Situation wäre einen Film mit Slapstick-Charakter wert gewesen. Alle Männer trauten sich nicht näher zu kommen und blieben in gebührendem Abstand in einer Reihe stehen. Die zumeist jungen Frauen freuten sich diebisch und holten sich jeweils aus der großen Auswahl ein Exemplar raus, welches sie vor sich hielten.

Die Männer verzogen keine Mine, fotografierten aber aus ihrer Platzstarre. Dann habe ich mich eingeschaltet und wie üblich als Fotograf vorgestellt. Ich fragte nach einer Genehmigung für Aufnahmen, die ich problemlos bekam. Dann habe ich das Geschehen etwas strukturiert und ihnen im „Shooting“ vorgeschlagen die BHs in die Luft zu werfen. Der anschließende Spaß ist auf den Fotos gut zu erkennen.

Wie wir dann einem großen Schild entnehmen konnten, ist der Ursprung von 1999 mit „BRA-Drona“ eine Initiative, um auf die Gefahr von Brustkrebs hinzuweisen. Hier folgt ein Ausschnitt aus einer längeren sehr interessanten Geschichte zur Entstehung der Aktion aus Wikipedia:

2015 erhielt der Zaun den Beinamen „Bradrona“ (Kofferwort aus bra, engl. für BH, und Cardrona), mit dem fortan Spenden für die neuseeländische Brustkrebs-Vereinigung gesammelt wurden. Hierfür wurden ein pinkfarbenes Schild und eine Spendenbox am Zaun aufgestellt. Bis 2017 wurden bereits knapp 30.000 NZD (etwa 16.500 Euro) gesammelt. Zusätzlich gibt die benachbarte Whiskeybrennerei Cardrona Distillery seither einmal jährlich die Sonderedition „The Source 'Pink' Barrel Aged Gin“ heraus, aus deren Verkauf 5 NZD pro Flasche gespendet werden; hierdurch kamen bis 2017 weitere 5000 NZD zusammen.

Nicht zum Milford Sound?


3 Bilder: Über den Cardrona Pass vorbei an Queenstown und dem Wakatipu See

Die Straße passiert gleich danach den kleinen Ort Cardrona, in dem während des Goldrausches in den 1860er Jahren etwa 5000 Menschen lebten. Von der ursprünglichen Ortschaft sind heute allerdings nur noch wenige Gebäude verblieben.

Wir fahren weiter auf der „Crown Range Road“. Von nun an führt die höchste Pass Straße Neuseelands in zahlreichen Serpentinen steil -bis auf etwa 1120 Meter- bergauf und lässt atemberaubende Ausblicke zu. Die Vegetation hat sich geändert und statt grüner Vegetation haben wir nun braune Sträucher und die Umgebung wirkt schlagartig ungewohnt trostlos. Es handelt sich dabei um Neuseelands Tussock Gräser, die die Gegend prägen. Im Winter ist das ganze Gebiet eine sehr geliebte Gegend zum Skilaufen.

Wir stoppen kurz auf dem kleinen Parkplatz auf der Passhöhe. Allerdings ist der berühmte Blick hinab in Richtung Queenstown eher düster als kontrastreich und so fahren wir gleich weiter, denn die Strecke bis Invercargill mit noch 230 km von hier aus ist noch lang und schwierig zu fahren.

Dem aufmerksamen Leser wird vielleicht jetzt schon was fehlen: Was hat uns denn da nun erwischt? Also, die Fahrt hinab zur Hauptstraße war es nicht. Und mitgekriegt haben wir es auch nicht. Die Überraschung für uns kam bei der Endabrechnung mit dem WOMO – Vermieter. Bei dem war als Besitzer des Autos inzwischen längst eine Anzeige mit Rechnung wegen zu schnellen Fahrens auf der Schotterstraße mit den Pylonen zu Beginn des Cardrona Tals eingegangen. Schade für die 90,-€, nur weil ich mich nicht mehr beherrschen wollte!

Die 40 km von Frankton bis Kingston entlang des Kake Wakatipu waren noch mal ein landschaftliches Highlight. Dazu wurde das Wetter immer besser, je weiter wir direkt nach Süden auf der 6 fuhren.

Informierte Reiseplaner des Südens der Südinsel fragt sich jetzt wahrscheinlich: „Warum sind die denn nicht zu dem Highlight des sonst unzugänglichen Fjordlands gefahren, wo se nun schon mal so weit in den Süden fahren?“

5 Gründe haben uns nach langer Abwägung dazu bewogen:

Dieser Abstecher kostet viel Zeit und Nerven.
Unsere Motivation zu dieser Fahrt am Fjord entlang ist gering, weil wir diese Struktur der Landschaft schon vielfältig und eindrücklich von Süd-Norwegen kennen (wovon wir auch 2 Fotobücher erstellt haben).
Das Wetter dort ist überwiegens von Wolken verhangen und regnerisch, was bedeutet, dass man das Grandiose auch nicht zu sehen bekommt.
Das Vorhandensein von Sandflies ist genau dieses Wetters wegen sehr hoch und wird ein Übernachten auf den ansonsten schönen Campingplätzen bei Te Anau schwerst beeinträchtigen

Bis nach Invercargill zum südlichsten Punkt Neuseelands


8 Bilder: Eindrücke aus Bluff und Invercargill

Dafür werden wir direkt voraus eine andere Route wählen als die meisten Rundreisenden, die ebenfalls eine Fülle von unterschiedlichen, reizvollen Zielen hat. Bevor wir in Teil 16 von der Fahrt durch die Catlins berichten, müssen wir aber erst einmal das Tagesziel des Campingplatzes 10 km nördlich von Invercargill an der Haupt straße erreichen. Hier wollen wir 2 Nächte bleiben. Ca. 6970 km entfernt von der Antarktis liegt der Ort in der gemäßigten Klimazone mit einem warmen, niederschlagsreichen Klima mit ungefähr 14° Celsius im jetzigen Sommer.

Da wir doch früher als gedacht angekommen sind und der gewählte Campingplatz nicht so einladend ist, fahren wir spät nachmittags dann noch nach Bluff, welches keiner ist, sondern Realität! Wir besehen uns den Ort und den Hafen mehr vom Auto aus und kommen so zu dem Parkplatz, von dem aus die Touristen den südlichsten Ort Neuseelands begehen wollen.

Den nächsten Tag wollen wir die größte Stadt im Süden besichtigen. Leider haben wir nicht reflektiert, dass es Sonntag sein würde. Also: Parkplätze in der Innenstadt war kein Problem. Außer uns waren keine weiteren Touries zum Bummeln dort, denn die Geschäfte hatten alle zu, bis auf die Supermärkte. Auch Einheimische waren kaum unterwegs.

So wirkte der Sommertag etwas kurios, besonders als wir bei Sonnenschein auf der Hauptstraße unter großer Weihnachtsdekoration - quer über die Straße – entlang schlenderten und dann zu einem Kreisel kamen, auf dessen Mitte ein riesiger Weihnachtsbaum mit vollem Schmuck prangte.

Eigentlich frustriert fuhren wir noch ein zweites Mal in den ebenso leeren Ortsteil von Invercargill nach Bluff. Wir wollten wenigstens von der Vulkan Spitze südlich vom Dorf einen tollen Rundblick über die Gegend am Rande der Catlins genießen, unserem nächsten Etappenziel.

Unerklärlicherweise war die Bergspitze in einer dichten Nebelwand, in die wir steil bergauf mitten hineinfuhren, um oben fast im Blindflug zu wenden und wieder runter zurück in die Sonne zu fahren.

Fazit : Dieser Tag verlief langweilig, enttäuschend, und war Summa, Summarum – wie wir Lateiner zu sagen pflegen – der einzig unnütze Tag der gesamten Reise. Den hätten wir anschließend an der Südküste der Catlins gut gebrauchen können.

Entdeckt in Teil 16 der Reisen Ü60 Reihe zusammen mit Sabine und Matthias die wunderschönen Catlins.