Reisen Ü60: Teil 23 - Kaikoura - Fast kein Deja Vu
- 02.10.2021
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- Niklas
Für Sabine und Matthias steht auf ihrer Rundreise durch Neuseeland mit dem Wohnmobil die letzte Etappe auf der Südinsel an. Dabei geht es von der Banks Peninsula nach Kaikoura wo dieses Mal tatsächlich die Sonne scheint. Es geht nach der Mittagspause weiter entlang des State Highway 1 nach Norden, vorbei an den Seelöwen am Ohau Point. Ziel ist Waikawa bei Picton an den wunderschönen Marlborough Sounds.
Über den State Highway 1 geht es für Sabine und Matthias nach Norden Richtung Kaikoura und Picton
Rückkehr nach Kaikoura und die Sonne scheint
So haben wir unseren 9. Bildband der 18-bändigen Reihe dieser Neuseelandfahrt genannt. In der Tat haben wir denselben Ort, in dem wir die ersten beiden Nächte unserer Reise in strömendem Regen zugebracht hatten (vgl. Teil 11), kaum wiedererkannt, als wir dieses Mal – genau 14 Tage später – vormittags bei Sonnenschein und klarer Sicht dort ein zweites Mal eintreffen.
Am Tag zuvor hatten wir die wunderschöne Banks Peninsula verlassen und waren zurück auf der SH1 um Christchurch herum bis zur Leithfield Beach gefahren. Dort haben wir angenehm auf einem Campingplatz am Meer übernachtet, der dadurch auffiel, dass es liebevoll mit Blumen in der normalen Vegetation von Bäumen versehen war.
Von dort fuhren wir dann am Morgen auf der uns bekannten „Horror-Straße“ gespickt mit Baustellen zu unserem ersten Tagesziel, dem Ort Kaikoura, wo wir die Mittagspause mit einem Essen genießen wollten. Diesmal bogen wir schon vor dem offiziellen Ortseingang auf die Halbinsel Kaikoura Peninsula ein, wo sich auch ein alternativer Campingplatz befindet, der nicht von Hecken ohne Ausblick versehen war. Dort gibt es schon an der South Bay wunderschöne große Naturflächen mit Holztisch-Garnituren zum Picknick machen mit Zugang zum Wasser auf Steinen und auch Sand.
Danach sind wir im Bogen auf die nördliche Seite der Halbinsel gefahren und haben noch einen weiteren Stopp am Pfyffe House zugebracht, wo interessante Baum-Versteinerungen auf dem begehbaren Felsplateau zu erkennen sind. Außerdem ist von dort der Blick auf die Gebirgskette mit Schneegipfeln hinter der Bucht mit Teilen von dem Ort ganz besonders.
Kaikoura liegt entlang einer langgezogenen nordsüdlich verlaufenden Bucht direkt am Pazifischen Ozean auf dem ehemaligen Schwemmland des Kowhai Rivers. Mit seinem umliegenden Farmland wird der Ort von den bis zur Küste verlaufenden Seaward Kaikoura Range im Norden, Westen sowie im Süden begrenzt. Ein kleiner Teil des Stadtgebietes erstreckt sich bis auf die Kaikoura Peninsula, einer kleinen dem Schwemmland vorgelagerten Halbinsel, die als letzter Ausläufer der Seaward Kaikoura Range gilt. Vor der Küste aus fällt der Festlandsockel schon bei 1,6 km steil ab und erreicht in dem Kaikoura Canyon eine Tiefe von bis zu 1600 m und bildet damit durch seine Tiefe und günstigen Strömungsverhältnissen perfekte Bedingungen für maritimes Leben direkt vor der Küste. (Wikipedia 2021)
Delfine und Wale vor den Alpen
Eigentlich sind es 2 hintereinander parallel verlaufendende Ranges (Bergketten): Vorne die „Seaward Kaikoura Range“, dahinter die „Inland Kaikoura Range“, die mit dem Mt. Tapuaenuku 2885 m in Höhe von Wharanui endet. In der Mitte liegt der Mt. Bernhard mit 2256 m. Daher liegt in dieser Region mit dem fantastischen Panorama vom Meer aus das ganze Jahr Schnee auf den Gipfeln. Und im Internet können wir zahlreiche Bilder von Horden von springenden Delfinen oder Walen im Vordergrund vor der Alpenkulisse staunend anschauen.
Solche Fotos aus Prospekten im Internet hätten wir ja auch gerne gemacht. Unsere diesbezügliche Planung ist ja sprichwörtlichen Wortes „ins Wasser gefallen“. Nun – 2 Wochen später – haben wir ja bereits gerade erst eine Safari mit Delfin-Erfolg in Akaroa Harbour gehabt, und die zuvor erfolgte Safari zu den Albatrossen und anderen Meerestieren in Otago Harbour war ebenfalls sensationell.
Diese „Watching-Fahrten“ sind ja auch nicht gerade billig. Zudem haben wir gelernt, die „quantitativen Erwartungen erheblich zu reduzieren und den Realitäten anzupassen und dafür Erfolge qualitativ zu erleben, wenn sie denn überhaupt zu sehen sind.“
Wir sind zeitlich hier genau auf der Hälfte der von uns gewählten Reise an derselben Stelle wieder angekommen, wo wir die „Weltreise“ gestartet hatten. Unser Zeitplan jedoch ist nach wie vor eng und wir möchten ab heute in den Marlborough Sounds ab dem Tagesende eine Erholungspause einlegen.
Also haben wir schon zu Tagesbeginn eine Whale-Safari ausgeschlossen. Das sollte eigentlich der Höhepunkt zu Beginn unserer Reise werden, und nun sind wir bei besten Wetterbedingungen erneut hier und verzichten darauf. Ganz nach dem Motto: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt! Das hatten wir an gleicher Stelle vor 14 Tagen hier auch schon.
Entlang der Esplanade sind wir zwischen Bäumen am Wasser auf der einen und Touristik-Geschäften auf der anderen Seite der Straße bis zum Dorfkern gefahren. Bei Sonnenschein sah auch dieser Teil so anders aus, dass wir zuerst nicht wiedererkannt hatten, dass wir hier schon entlanggelaufen waren.
Der Name Kaikoura bedeutet in der Sprache der Māori: kai = Essen/Mahl, kōura = Krebs/Languste.
In Kaikoura haben wir nur noch ein paar Fotos in der Ortsmitte gemacht, haben unser gängiges NZ-Menu vor einer besonders schön rot weihnachtlichen geschmückten Bude draußen zu uns genommen und uns tapfer gegen die lauernden Möwen verteidigt, die gerne mitgegessen hätten. Danach sind wir direkt weitergefahren und auf dem kurzen Weg nach Ohau noch an vielleicht der fotogensten Edel-Pommesbude am Strand vorbeigekommen, die für ihre Schalenkrusten-Tier-Menüs bekannt ist.
EXKURS: Zwischenbilanz unserer Reisezeit
Wir nehmen diesen Stopp der Mittagspause an dieser Stelle des Blogs symbolisch zu einer
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Fahrtstrecken-Analyse unserer Rundreise über die Südinsel
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und liefern ein paar Daten und Fakten über die Strecke, die Anzahl der Tage und den Durchschnitt der gefahrenen Kilometer pro Tag, als Realität kontra Fantasie in der Planung.
Vom 26.11. – 09.12. 2018 sind wir 14 Tage von und bis Kaikoura gefahren. | ||
Die Rundreiseroute wurde in den entsprechenden Blogteilen 11 – 23 beschriebenen. | ||
Die Entfernung betrug exakt 2337 km. | ||
Der Tagesdurchschnitt betrug demnach: 167 km/Tag |
Außerdem haben wir einige besondere Insel-Highlights in demselben Zeitraum nicht noch zusätzlich erreichen können, wie in unserem Fall die Ostseite der Alpenkette und den Milford Sound. Dafür haben wir 2 Höhepunkte mit der Südstraße der Catlins und dem Besuch der Banks Peninsula besucht, die viele andere Rundreisende wohl weggelassen haben.
Info: Die Fähre hatten wir während unserer bisherigen Reisezeit einmal telefonisch umgebucht, um den Termin nach hinten zu verschieben. Dieser Vorgang verlief völlig problemlos.
“You can´t always get what you want” kennt jeder Silver-Ager! Und diese Weisheit von den „Rolling Stones“ gilt es ebenso unbedingt bereits vor der Reise zu bedenken, wie auch noch währenddessen.
Die Leser, die an dieser Stelle des Blogs angekommen sind, erinnern sich vielleicht daran, dass wir bereits in Teil 3 (noch in der Vorbereitungsphase) sehr eindrücklich davor gewarnt hatten, denselben Fehler zu begehen, wie wir es eben trotz der vielen Warnungen bezüglich der Streckenlänge einer Rundreise getan haben! Die Hälfte der Reisezeit ist rum. Bisher gab es lediglich 1 Tag Fahrpause in Akaroa. Erlebt hatten wir bis hierher bereits so viele verschiedene Höhepunkte „in Schnelldurchfahrt“, dass wir sie einzeln gar nicht genießen konnten. Die schönste Tageszeit hatten wir zumeist im Auto verbracht, abgesehen von kürzeren oder längeren Fotostopps. Abends waren wir kaputt vom Tagesverlauf und nur noch in seltenen Fällen aktiv, um noch etwas zu unternehmen, und sei es auch nur ein Spaziergang zur Bewegung gewesen.
Tiere hautnah in Ohau
Die Mittagspause ist vorbei, und wir fahren heute noch weiter bis nach Picton-Waikawa in den Marlborough Sounds. Dort wollen wir dann mal einen weiteren Pausentag zum Luftholen machen, bevor wir von Picton-Harbour übersetzen nach Wellington zur Nordinsel. Bereits nach wenigen Kilometern wollen wir in Ohau einen letzten Höhepunkt des Tages erleben, um die Tierkolonien der Seelöwen, Robben und Kormorane direkt an der Straße zu sehen.
Anschließend fügen wir einen weiteren EXKURS aus dem Internet von Wikipedia ein, welcher über das schreckliche Erdbeben berichtet, welches die lange Strecke von Christchurch an und eben auch diese Stelle ganz besonders hart betroffen hat:
Bis 2016 vor dem Erdbeben befand sich ein Seelöwen-Kindergarten am Ohau-Point, ebenso wie ein Wasserfall, wo zwischen September die Seelöwen Babys im Wasser spielten, während ihre Eltern auf Futtersuche waren. Das ganze Gebiet wurde komplett verschüttet und alle Jungtiere getötet. „Überlebt“ hat die Kolonie nur deswegen, weil viele trächtige Seelöwinnen zur Zeit des Bebens im offenen Meer waren, und an derselben Stelle begannen, eine neue Kolonie zu gründen.
Als wir Anfang Dezember 2018 die SH1 zwischen Christchurch und Blenheim befuhren, war die Straße immer noch von vielen Baustellen zum zügigen Befahren eingeschränkt. In etlichen Teilen war sie sehr schmal und an weiteren Stellen nur mit Ampelsystemen einspurig befahrbar. Ganz besonders zerstört war die Stelle von OHAU, wo sich die Kolonien in der Schmalstelle im freien Gelände befinden. Da dort die steilen Abhänge der Seaward Kaikoura Range im Grunde bis zur Meereskante gehen, muss der Bau von Straße und Eisenbahn aufwendig erstellt werden. Viele LKW fahren die Erdmassen über große Entfernungen zum Be- und Entladen.
Völlig ungestört von dem Baustellen Lärm und den wenigen Touristen, die am Rande des Parkplatzes standen und von dort dem tierischen Treiben zuschauten, verhielten sich die zahlreich anwesenden Pelztiere und die Vogelarten in ihren fast ineinander übergehenden Kolonien. Ein wirklich fantastisches Beispiel, wie Mensch und Tier sich vertraulich nebeneinander aufhielten, ohne einander in die Quere zu kommen.
Allerdings blieben durch die fast kuriose Situation in diesem Beispiel im Unterschied zu vielen anderen die Romantik und die Faszination ein wenig „auf der Strecke“, aber ein Zoogefühl kam trotzdem nicht auf.
EXKURS: Kaikoura Erdbeben
Am 14. November 2016 verursachte das Erdbeben, das entsprechend seiner Auswirkungen Kaikoura-Erdbeben genannt wurde und sein Epizentrum 3,6 km südwestlich von Waiau hatte, auch in Kaikoura Schäden an Straßen und Gebäuden. Die Schäden an den Gebäuden waren allerdings nicht so schwerwiegend, dass Gebäude hätten abgerissen werden müssen. Schlimmer war, dass Kaikoura in den ersten Tagen nach dem Erdbeben vom Rest des Landes abgeschnitten war. Der State Highway 1 und die Eisenbahnlinie South Island Main Trunk Railway war nach Norden in Richtung Picton und nach Süden in Richtung Cheviot und weiter nach Christchurch durch Straßenschäden und Erdrutsche komplett blockiert. Auch eine mögliche Ausweichstrecke (Route 70) ins Inland über Waiau stand zunächst wegen Straßenschäden und Erdrutschen nicht zur Verfügung. Kaikoura musste aus der Luft und über den Seeweg versorgt und Touristen ausgeflogen werden.
Nach der Beseitigung von mehr als 50 Erdrutschen und zahlreichen Straßenschäden konnte die Route 70 am 19. Dezember 2016 als erste für den Verkehr wieder freigegeben werden. Die südliche Route über den State Highway 1 nach Kaikoura wurde nur tagsüber mit Einschränkungen freigegeben, nach Norden blieb sie über ein Jahr bis zur Wiedereröffnung am 15. Dezember 2017 gesperrt. Über 1700 Personen hatten über ein Jahr an der Beseitigung der Schäden auf dem von Kaikoura nach Norden verlaufenden Teilstück des State Highway 1 gearbeitet. Doch auch nach der Wiedereröffnung der Strecke blieben die Streckenabschnitte zwischen Clarence und Mangamaunu, nördlich von Kaikoura und zwischen Goose Bay und Peketa, südlich von Kaikoura, bis auf weiteres aus Sicherheitsgründen über die Nachtstunden zwischen 20:30 Uhr und 7:00 Uhr gesperrt.
Ruhetag in Waikawa bei Picton
Die 133 km der letzten Tages-Etappe hatten ihr Ende auf dem wunderschön gelegenen „Parklands Marina Holiday Park“ in Waikawa.
Waikawa
Aus dem Englischen übersetzt-Waikawa ist eine kleine Siedlung nordöstlich von Picton, Marlborough, Neuseeland. Die Waikawa Bay öffnet sich zum Queen Charlotte Sound. Das neuseeländische Ministerium für Kultur und Kulturerbe gibt eine Übersetzung von "bitterem Wasser" für Waikawa. Wikipedia (Englisch)
Dieser Campingplatz liegt ganz in der Nähe von dem Fährhafen Picton, für die Überfahrt zur Nordinsel. Am Rande des Straßenörtchens mit gepflegten Einfamilienhäuschen, umgeben von Gärtchen mit wundervollen blühenden Blumen lag die unscheinbare Einfahrt zum Gelände. Nach einer kleinen Reihe von einfachen Übernachtungshäusern öffnete sich ein riesiges Grüngelände mit großen Rasenflächen bis zu einem Wäldchen und mehreren Reihen von großen, alten, Bäumen in der Mitte. Überall gab es ein Set von einem Holztisch mit 2 Bänken zur freien Verfügung. Am Ende der Reise gehörte dieser zu unseren Top 5 von allen Übernachtungsplätzen.
Wir suchten uns beliebig einen schönen Standplatz aus und waren uns der Tatsache bewusst, dass nur noch 4 km Fahrtroute auf der Südinsel vor uns lagen, bevor wir diese, nach einem Tag Pause (ohne zu fahren!!!), zum Ablegen mit der längst vorausgebuchten Fähre pünktlich verlassen würden.
Am nächsten Morgen genießen wir bei bestem Wetter und klarem Blick erst eine Weile den ruhigen Campingplatz und begeben uns dann mittags von dort zu Fuß in Richtung der Marina Waikawa. Auf einem relativ kurzen Rundweg bekommen wir schöne Ein- und Ausblicke am Yachthafen der Waikawa Bay, von wo man am Ende der Bucht den Zugang zum Charlotte Sound erahnen kann. Am letzten Stück der Stadt in der Marina befinden sich Werften und die Stege scheinen voll von Segel- und Motosbooten zu sein.
Es gibt ein großes Restaurant mit Terrasse, von wo man einen herrlichen Ausblick auf den Hafen und die Bay, umrahmt von hohen und unzugänglichen Bergrücken, hat, welche auch tagsüber in Nebel oder Wolken eingehüllt sind.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz haben wir entlang der Straße eine Fülle von Motiven über 2 Themen gehabt: Blumen und Briefkästen. Hierbei scheinen sich die Nachbarn an Ideenreichtum überbieten zu wollen; eine Augenweide für Naturliebhaber und Fotografen.
Erfahrt in Teil 24 alles über unsere
Fahrt über die Cookstrait bis zum Tongario National Park.