Reisen Ü60: Teil 11- Auf zu neuen Ufern!
- 17.03.2021
- #Neuseeland
- #Kolumnen
- #Reiseberichte und Routenvorschläge
- #Reisen über 60
- #Planung und Vorbereitung
- #Reiseplanung
- #Reiseländer
- Lilith
Matthias und Sabine hatten zwar einen Routenplan, doch das Wetter meint es nicht gut mit ihnen. Deshalb tun sie das, was man in solchen Fällen in Neuseeland machen sollte: Sie sind flexibel und planen neu. Quer über die Südinsel führt ihr Weg sie weg vom Regen der Ostküste und rein ins schöne Wetter der Westküste, die eigentlich berühmt für ihren Dauerregen ist. Begleitet die beiden von Ost nach West!
In Neuseeland bestimmst nicht du, sondern das Wetter
Von Ost nach West
Wir studieren die Gesamtwetterlage von Neuseeland, und stellen fest, dass auf der Westseite der Südinsel für die nächste Woche eher gutes und sonniges Wetter angesagt ist, während es gleichzeitig im Osten schlecht bleiben soll. Son Pech aber auch, wo wir doch überwiegend an der Ostseite mit einem Abstecher in die Mitte zur Rückseite der Alpen gen Süden fahren wollten.
Wir schauen auf die Straßenkarte und entscheiden uns für eine Inseldurchquerung von Kaikoura durch die Berge über den 863 m hohen Lewis Pass in Richtung der Stadt Westport von wo wir ans Meer bei Cape Foulwind fahren wollen. Diese Etappe der Reise sollte bequem in 2 Tagen zu schaffen sein.
Am nächsten Morgen verlassen wir Kaikoura im strömenden Dauerregen und fahren diesmal durch die Berge erst in südlicher Richtung bis Waiau, wo wir zur SH 7 Richtung Pass und weiter nach Reefton gen Westen fahren.
3 Stunden Fahrt und alles hat sich verändert: Das Wetter, das Klima, die Temperaturen und die Vegetation mit Flora und Fauna. Wir kommen aus dem Staunen nicht raus! 40 km von der Westküste entfernt entscheiden wir uns für einen wunderschönen Campingplatz zwar direkt an der Straße, aber inmitten herrlicher, grüner Natur im „Unteren Buller – Tal“ am gleichnamigen Fluss.
Der Campingplatz ohne Ort heißt „Berlins“. Außer einem hügeligen gepflegten Gelände ohne Platzmarkierung gibt es sogar eine „Kneipe“ mit leckerem Kaffee. Direkt davor gelingt uns eine fotografische Sensation insofern, dass der endemische Vogel „Tui“ direkt vor uns in und auf einem Busch sitzt. Er ist weit verbreitet, aber schwer vor die Linse zu bekommen.
Westport
Nachdem der Nebel sich verzogen hatte, folgte die Weiterfahrt am nächsten Morgen bei Sonnenschein mit weißen Quellwolken, der den ganzen Tag so blieb. Es war einfach eine Traumfahrt entlang des Flusses in den Ausläufern der Bergkette ostwärts. Nach jeder der zahlreichen Kurven änderte sich die grüne Farbe im Licht. Das zwang uns zu ständigem Anhalten (auch und gerade ohne Parkbuchten) um noch mehr Fotos zu machen. Glücklicherweise war - wie so oft - kaum Verkehr.
Die im Kern ihres Charakters durchweg sehr freundliche KIWIS mögen nämlich gar nicht, wenn sich jemand nicht an ihre vielen strikten Regeln hält. Insofern hatten wir während der gesamten Reise ein heftiges Hupkonzert in Begleitung. Aber im Grunde genommen ist die ablehnende Intervention auch nachvollziehbar, da so ein Halten oft auch zu Verkehrsbehinderungen geführt hatte. Aber andererseits hätten wir bei weitem weniger tolle Fotos mit wunderbaren Ausblicken gehabt.
Westport ist die erste kleine quirlige Stadt die wir erleben. Alle wichtigen Gebäude und Geschäfte befinden sich an einer langen Straße, von der an beiden Seiten als Kreuzung kleine Stichstraßen abzweigen. Die Häuser sind vielfarbig bunt gestrichen und kastenartig aneinander anschließend gebaut.
Zur Mittagszeit besuchen wir ein kleines Café mit Imbiss-Möglichkeiten. Die anwesenden Menschen interessieren sich sehr für uns. So kommen wir prima ins Gespräch und von allen Tischen beteiligen sich die KIWIS daran. Die Atmosphäre ist freundlich und herzlich.
Da ich mich generell als professioneller Fotograf aus Deutschland vorstelle, der anschließend Fotobücher produzieren wird, darf ich sogar alle Anwesenden einzeln fotografieren. Wir waren richtig begeistert, und geschmeckt hat das noch fremde Essen auch.
Viel Zeit benötigt man nicht für eine Stadt Besichtigung. Uns zieht es an das nahe gelegene Meer. Dort werden wir noch den ersten Höhepunkt der Tierwelt erleben können.
Pelzrobben
Wir sind an der berühmt, berüchtigten Westküste bei Sonnenschein angekommen. Das Meer ist ruhig und glatt. Kein Wind heult von der Tasmanischen See und keine Gischt prallt gegen die Felsen. Nein es regnet nicht mal. Es herrsch zudem klare Sicht an Lande und auf dem Meer.
Offenbar ist „die Süd-Neuseeländische-Welt“ verkehrt herum: Frühsommer im rauen Westen, und Sturm mit Regen im sanfteren Osten. Unsere Entscheidung zum Kurswechsel hat sich bewährt, und zudem soll es überall so bleiben. Wo sich Neuseeland schon down-under befindet, was passiert dann, wenn die Wetterlage „auf dem Kopf steht“? Egal, wir hatten nie damit gerechnet, und genießen die „verkehrte Welt“ auf der Südinsel entsprechend.
Von Westports Hafen führt eine kurze Straße zur nahegelegenen Tauranga Bay südlich vom Cape Foulwind. Es ist unsere erste Begegnung mit der Westküste, an der wir von jetzt an über 430 km nach Süden bis zum Straßenende entlangfahren werden. Die entgegengesetzte Richtung zur ursprünglichen Reißbrett Planung wird sich noch außerordentlich bewähren. Davon werden wir nachfolgend berichten.
Von der Kilometer breiten Bucht mit Sandstrand, die menschenleer zu sein scheint, führt uns westlich ein Küstenwanderweg durch eine meterhohe endemische Vegetation voller blühendem Flax, wie wir es noch nie zuvor auf der Welt gesehen hatten. Im November ist genau die richtige Zeit die grandiose rote Blüte zu erleben, und wir werden noch viel davon auf der Reise sehen.
Wir kommen nach kurzem Weg auf die Felsküste zu 2 Aussichtsplattformen zur Beobachtung von Pelzrobben ganz dicht unterhalb auf den Felsen und im dort quirligen Brandungswasser. Es fasziniert uns ungeheuer. Und wir werden später noch viele weitere solche Erlebnisse mit den Tieren bekommen.
Was für ein Tag!
Nach ausgiebiger Bewunderung der seltenen Naturereignisse und vielen Fotos sind wir denselben Weg wieder zurückgegangen. Am Beginn des Strandes bei Ebbe hatten sich große Mengen von Möwen und Strandläufern versammelt. Alle Vögel waren sehr wenig scheu. Nach vielen Motiven der Tiere an Land, musste ich sie richtig von Nahem aufscheuchen, damit ich auch Bilder von den Fliegenden aufnehmen konnte.
Gegen Abend sind wir noch ein kurzes Stück zu einem privaten Campingplatz gefahren, deren Besitzer Auswanderer aus Köln waren. Bei „Jacks Gasthaus“ fanden wir ein ruhiges Plätzchen mit Strom im Grünen. Einmalig war die Tatsache, dass die Eigner täglich frisches Schwarzbrot nach deutscher Art backten, was sich wohltuend von dem Neuseeländischen Geschmack für Backwaren abhob. Das Gasthaus mit lecker Essen hatte leider Ruhetag.
Was es mit pfannkuchenartigen Felsen auf sich hat, könnt ihr in
Teil 12
unserer Kolumne lesen.