Camper Qualität & Realität
Reisende, die einen Wohnmobilurlaub in Australien oder Neuseeland planen, haben genaue Vorstellungen, wie ihr Traumfahrzeug sein sollte – und auch, was es kosten darf. Warum diese Wünsche sich oft nicht gleichzeitig realisieren lassen, beleuchten wir in diesem Beitrag und teilen unsere Reiseinfos.
Neuseeland und Australien zu bereisen oder einen Roadtrip durch die USA, Kanada oder Namibia zu unternehmen, ist für viele der Inbegriff des Traumurlaubs. Ist der Entschluss gefasst, die weite und kostspielige Anreise auf sich zu nehmen, stellt sich bald die Frage: Wie komme ich im Land herum? Für eine sehr große Zahl der Besucher lautet die Antwort ganz klar: im Wohnmobil!
Bei der Suche nach dem passenden Modell, der passenden Wohnmobilvermietung und der richtigen Reiseroute stellt man schnell fest, dass die Auswahl an Fahrzeugen riesig ist. Auch die Preisspanne ist groß. Wer sich nicht auskennt, weiß nicht, worauf es bei der Auswahl ankommt.
Gute Beratung ist der Anfang
Die CamperOase hat selbst keine Wohnmobile. Wir vermitteln die Fahrzeuge anderer Anbieter. Die Qualität der Fahrzeuge können wir kaum beeinflussen. Aber aus jahrelanger Erfahrung und persönlichen Besuchen bei den Vermietern vor Ort wissen wir, was unsere Kunden bei welchem Anbieter und bei welchem Fahrzeug erwarten können. Die Qualität unserer Beratung liegt nicht darin, dass ihr ein tadelloses Fahrzeug für wenig Geld bekommt –schön wär’s! Das Ziel unserer Beratung sehen wir vielmehr darin, dass jeder den Camper bekommt, der den besten Kompromiss zwischen Budget und Mindestanforderungen des einzelnen Kunden darstellt und dass die Kunden darüber informiert werden, was sie für ihr Geld bekommen werden. In der Regel schicken wir euch mehrere Angebote zu, damit ihr einen Eindruck habt, welche Mehrkosten ihr z. B. für den Sprung von Budget- auf Mittelklasse zahlen müsst und erklären euch, welche Vorteile dieser höhere Preis euch bietet. Ihr könnt dann selbst entscheiden, was euch wichtig ist.
Mit dieser Form der Beratung ist es uns gelungen, fast ausschließlich zufriedene Kunden in die Welt zu schicken, denn diejenigen, die ein Fahrzeug mit einigen Mängeln bekommen, wissen, dass sie genau für diese Art Fahrzeug bezahlt haben und sind nicht enttäuscht.
Die Nachfrage bestimmt den Preis und „teuer“ ist sehr subjektiv
Auch wenn das Angebot an Fahrzeugen zunächst unüberschaubar scheint, so ist es tatsächlich so, dass all diese Wohnmobile beinahe täglich unterwegs sind und das mindestens neun Monate im Jahr. Die Nachfrage ist riesig und kann nach wie vor in der Hauptsaison nicht befriedigt werden, auch wenn jedes Jahr neue Fahrzeuge angeschafft werden.
Die Vermietfirmen verlangen also saftige Preise für ihre Camper. Diese Preise richten sich NICHT danach, was vergleichbare Mietfahrzeuge in Deutschland kosten! Genau genommen würden vermutlich 80% dieser Fahrzeuge in Deutschland gar nicht mehr vermietet werden. Das liegt auch daran, dass in Europa kaum eine Vermietung die Wohnmobile kauft. Sie werden in der Regel geleased und dann zurückgegeben bzw schnell an Privatnutzer abverkauft. Insbesondere in Australien und Neuseeland ist das anders. Die Firmen kaufen ihre Flotten und bauen sie oft nach ihrem ganz eigenen Geschmack selbst aus. Solange die Fahrzeuge fahrtauglich sind, werden sie eingesetzt. Und einzig die Nachfrage bestimmt den Preis.
Daher gibt es immer wieder Situationen, in denen Kunden der Meinung sind, sich für ein „teures“ Wohnmobil entschieden zu haben, da es eben eine ganze Menge Geld ist, die verlangt wurde. „Teuer„ ist aber immer nur aussagekräftig, wenn man sein eigenes Produkt mit dem Markt vergleicht. Und das tun viele Reisende leider nicht. Sie haben nur den absoluten Preis ihres Wohnmobils vor Augen und ein Gefühl, was man für dieses Geld bekommen sollte. Das Gefühl richtet sich nach Erfahrungen, die in Deutschland oder anderen Reiseländern gemacht wurden und deckt sich oft nicht mit dem ozeanischen Markt. So entsteht eine Unzufriedenheit, die sich ganz einfach vermeiden lässt, wenn man im Vorfeld weiß, welche Fahrzeugklasse man bucht und was diese Fahrzeugklasse an Qualität verspricht.
Es interessiert die Vermietungen dort nicht, ob deutsche Touristen ihre Preise als überzogen empfinden. Deutsche sind bei den Firmen als pingelig bekannt, was einfach daran liegt, dass wir andere Standards gewöhnt sind, als viele asiatische oder südeuropäische Kunden. Am neuseeländischen Standard ändern wir mit Meckerei aber nichts. Wer mehr will, muss mehr zahlen.
Natürlich gibt es hin und wieder Mängel, die auch mit der richtigen Erwartungshaltung nicht angemessen sind und behoben werden müssen. In diesen Fällen zeigen sich die Vermieter immer kooperativ und sind an einer schnellen Lösung interessiert.
Die Nachfrage bestimmt die Wartungszeit
Die große Nachfrage setzt die Wohnmobilfirmen unter Druck. Sie verdienen zwar gut, selbst an alten Fahrzeugen. Gleichzeitig stellt die lückenlose Vermietung hohe Anforderungen an das Personal, das die Fahrzeuge oft innerhalb weniger Stunden warten, reinigen und im Zweifel reparieren muss. Denn kein Kunde wäre zufrieden, wenn er seinen Camper erst ein paar Tage später in Empfang nehmen könnte, weil die Schäden des Vormieters noch nicht behoben sind. Die Firmen gehen also folgendermaßen vor:
• Das Fahrzeug wird gereinigt, soweit es geht.
• Das Fahrzeug wird repariert, sodass es sicher ist.
• Alle für die Fahrtüchtigkeit wichtigen Teile werden geprüft.
• Schönheitsfehler (Steinschlag in der Scheibe, Beulen, Kratzer, Rost, heruntergekommene Innenausstattung wie z. B. manchmal hartnäckig verschmutzte Vorhänge etc.), werden gesammelt, bis das Fahrzeug eine längere Pause hat und dann zusammen behoben.
Manches lässt sich in einer so schnellen Wartung nicht feststellen. Das betrifft vor allem Mängel in der Innenausstattung. Tropfende Wasserhähne, undichte Stellen am Fahrzeug, Schranktüren, die sich bei der Fahrt selbständig öffnen sind Mängel, die vom Vormieter gemeldet werden müssen, um behoben zu werden. Leider fürchten die Vormieter bei der Abgabe oft, dass sie für Mängel haftbar gemacht werden und melden diese lieber nicht. Der nächste hat dann das Nachsehen.
You get what you pay for – die Fahrzeugklasse entscheidet die Qualität
Wenn man sich diese starke Beanspruchung der Wohnmobile vor Augen führt, versteht man schnell, dass Fahrzeuge aus dem unteren Preissegment schon einiges durchgemacht haben. Die günstigsten Fahrzeuge – das Budget-Segment - sind meistens mindestens sieben Jahre alt. Diese Jahre haben sie auf der Straße verbracht. Die Küche wurde täglich genutzt. Die Betten ebenso. Und der Motor, der ist gelaufen. 300.000 KM sind da nichts.
● | Wer also absolut nach Preis entscheidet, sollte sich dieser Tatsachen bewusst sein! Es spricht nichts dagegen, ein altes, günstiges Fahrzeug zu mieten, wenn man nicht ein modernes, kaum abgenutztes Luxusmobil erwartet. Wer mit einigem Verschleiß und größeren Ausfallzeiten wegen Reparaturen unterwegs leben kann, fährt gut damit. | |
● | Wer frisch duftende Vorhänge und kratzerfreie Schränke braucht, um sich wohl zu fühlen, wen sechsstellige Zahlen auf der Kilometeranzeige nervös machen und vor allem, wer einen sehr engen Zeitplan hat, der sollte etwas tiefer in die Tasche greifen. | |
● | Fahrzeuge der Mittelklasse sind meist zwischen drei und sechs Jahren alt und weniger abgenutzt, als die Kollegen aus dem Budgetbereich. Sechsstellige Kilometer sind natürlich trotzdem zu erwarten und neu sind diese Wohnmobile bei weitem nicht. Doch Verschleißteilschäden, die einen längeren Werkstattaufenthalt erfordern, sind deutlich seltener als bei den ganz alten Modellen. | |
● | Wer auf Nummer sicher gehen will, bucht Premiumklasse. Doch das kostet natürlich einiges mehr. Die Fahrzeuge sind neu oder nur wenig gebraucht und oft in sehr gutem Zustand. Wer ohne ein tadelloses Fahrzeug seinen Urlaub nicht genießen kann oder einen sehr straffen Zeitplan hat, sollte also die Mehrausgabe in Kauf nehmen. |
Prioritäten ändern sich
Es scheint so einfach und ist doch so schwierig: Die Prioritäten bei der Buchung sollten sich nicht zu stark von denen in der Reiserealität unterscheiden! Immer wieder beteuern Kunden bei der Buchung, es sei in Ordnung für sie, dass das Fahrzeug alt sei. Hauptsache der Preis stimmt! Ein halbes Jahr später am anderen Ende der Welt ist das Geld oft vergessen. Da nervt dann doch die klappernde Schublade, da quält der Gedanke daran, dass das Fahrzeug vermutlich schon mindestens fünf Mal Australien umrundet hat. Und der Kunde hat nur noch den Betrag im Kopf, den er für die Wohnmobilmiete bezahlt hat und empfindet ihn als hoch. Die Vergleichsangebote mit neueren Fahrzeugen sind vergessen.
Auch bei sehr neuen und luxuriösen Wohnmobilen sollte man sich auf ein paar Dinge einstellen, die man vielleicht vorher nicht bedenkt.
1. Zunächst einmal muss man sich klar machen, dass auch ein Wohnmobil, dass von seiner Austattung her sehr luxuriös ist, nicht immer unbedingt neu ist. Andersherum kann es nagelneue Camper geben, die nur sehr einfach ausgestattet sind. Bei der Buchung solltest du also sowohl die Austattung als auch das Alter getrennt beachten und dich fragen, was dir besonders wichtig ist.
2. Auch wenn ein Wohnmobil erst ein Jahr alt ist, oder auch nur ein halbes, wurde es benutzt. Und zwar meistens von Menschen, die wissen, dass sie dieses Fahrzeug nie wieder sehen werden. Viele haben leider keinen sehr sorgsamen Umgang mit gemieteten Wohnmobilen. Oder ihnen fehlt die Erfahrung. Gerade mit vielen Menschen – besonders mit Kindern – auf engem Raum kann es schnell mal passieren, dass jemand irgendwo hängen bleibt, etwas abreißt, zerkratzt oder schlicht unsachgemäß benutzt. Das führt in Rekordzeit zu sichtbarer Abnutzung. Wir haben uns vergangenes Jahr Wohnmobile in den USA angeschaut, die erst eine Saison benutzt wurden und waren wirklich überrascht, wie unterschiedlich der Zustand war. Technisch und von der Kilometerzahl waren alle top. Aber an den Details konnte man erkennen, dass manche Mieter diverse kleinere Schäden verursacht hatten. Beispiele für typische Beschädigungen sind ausgebrochene Schrauben an Scharnieren, Griffen, Ösen. Besonders an den Griffen von Schranktüren und an den Befestigungen von Rollos oder Fliegengittern. Das sind die Stellen, an denen täglich rumhantiert wird und die oft falsch benutzt werden. Auch leicht verbogene Markisen, notdürftig wieder angesetzte Plastikverkleidungen oder einfach Macken und Kratzer sind üblich – auch bei Premiummodellen. Die Vermieter können das nur bedingt ändern, denn oft sind die Fahrzeuge wenige Wochen zuvor noch absolut neuwertig und werden dann nach intensiver Nutzung durch die letzten Mieter kurz vor der nächsten Miete mitkräftigen Spuren zurückgegeben.
Die beschriebenen Mängel beeinträchtigen die Nutzbarkeit des Wohnmobils nicht, aber es passiert eben, dass Mieter etwas anderes erwartet haben, wenn in der Beschreibung steht, dass das Wohnmobil erst ein Jahr alt ist. Und es ist hilfreich, mit der richtigen Einstellung und einem Schraubenzieher an die Sache ranzugehen.
3. Die Wohnraumbatterie in großen Wohnmobilen hält oft deutlich kürzer, als die Mieter es erwarten. In den USA haben die – hier besonders großen - Wohnmobile aus diesem Grund einen Generator an Bord. Der ist nicht als Notversorgung gedacht, sondern für den alltäglichen Gebrauch. Da das in vielen Ländern anders ist, scheuen sich manche davor, den Generator zu nutzen. Möchte man aber einen immer kühlen Kühlschrank inklusive Gefrierfach, eine Wasserpumpe, die den Wasserhahn mit Frischwasser versorgt, eine elektrisch betriebene Markise, eine gute Beleuchtung, ein Slideout usw., dann braucht das alles Strom. Unserer Erfahrung nach kommt der nach ca. anderthalb Tagen auf einem Platz ohne Stromanschluss nicht mehr aus der Batterie, sondern aus dem Generator. Das ist kein Mangel, das ist einfach so. Und dazu hat man eben den Generator dabei. Entsprechend sollte man sich über die Nutzungszeiten auf den Campingplätzen informieren, denn es ist nicht zu jeder Zeit und überall erlaubt, den Generator laufen zu lassen.