Wandern mit Kindern


Kinder bewegen sich von Natur sehr gerne und viel. Allerdings nicht unbedingt auf Wegen und in normalem Gehtempo. Lieber hüpfen, klettern und rutschen sie. Wer mit Kindern wandern will, sollte unbedingt dafür sorgen, dass die Kinder auf ihre Kosten kommen. Mit der richtigen Vorbereitung und der passenden Einstellung klappt das Wandern mit Kindern dann meistens gut, wenn auch nicht immer genau so, wie geplant.

Auswahl der Tour


Bevor es losgehen kann, müsst ihr euch natürlich für eine passende Wanderung entscheiden, die ihr den Kindern und euch zutraut. Dazu sind die Gehzeit und die zu bewältigenden Höhenmeter erst einmal gute Indikatoren. Kinder im Kindergartenalter können meistens Wanderungen von drei Stunden gut bewältigen. Schulkinder können auch Tagestouren schaffen. Bei Bergwanderungen ist natürlich entscheidend, wie viele Höhenmeter zurückgelegt werden müssen und wie schwierig das Gelände ist. Für die üblichen Touristenwanderungen in Neuseeland und Australien gibt es in den Informationscentren und Broschüren immer sehr gute und ausführliche Hinweise, wann man sich die Wanderung zutrauen darf. Oft gibt es auch Tipps, welche Wege für Kinder besonders geeignet sind.

Bei der Berechnung der Gehzeit sollte man immer fünfzig Prozent draufschlagen, also bei einer Tour, die mit 3 Stunden angegeben ist, etwa 4,5 Stunden einplanen. Das betrifft nur die reine Gehzeit! Kinder wandern nicht, weil sie unbedingt einen Gipfel besteigen wollen oder eine bestimmte Tour von ihrer Bucket List streichen wollen. Sie haben einfach Freude an der Aktivität und Entdeckung in der Natur. Wer ihnen das Rumtollen, Steine beklettern und Wasserstauen permanent verbietet, wird seine Kinder nicht sehr lange fürs Wandern begeistern können. Wichtig ist also, sich eine Tour auszusuchen, die genügend Attraktionen bietet. Das kann ein Bach sein, in dem man über Steine klettern kann, Hängebrücken, von denen man kleine Steinchen oder Stöcke ins Wasser werfen kann, ein besonderes Ziel wie ein Gletscher, ein Vulkan oder auch ein Spielplatz, Tiere oder wofür sich eure Kinder eben begeistern können. Zu der reinen Gehzeit sollte man dann realistisch die Spielzeit dazurechnen.

Wichtige Kriterien bei der Routenauswahl fürs Wandern mit Kindern sind auch das Risikopotential der Tour und mögliche Abbruchszenarien. In der Regel ist das Gefahrenpotential bei alpinen Touren mit wachsender Höhe steigend. Da Kinder unberechenbar sind, sollte man sich auch die Beschaffenheit der Wege vorher klar machen. Steile Felsabbrüche, an denen man auf schmalen Simsen entlanggehen muss, sind vielleicht nicht optimal. Hier kann jeder zum Glück das eigene Kind am besten einschätzen und entscheiden, was machbar und sinnvoll ist. Gut ist es auch, wenn man während der Tour eine Alternative hat, um zu entscheiden, ob man einen längeren Abschnitt noch laufen möchte oder auf dem kürzesten Weg zum Ziel kommen will.

Auch die Verpflegung kann ein Argument für oder gegen eine bestimmte Route sein. Wenn man sehr weit gehen möchte und viele Kinder hat, kann es nützlich sein, unterwegs einkehren zu können, da die Menge an Verpflegung für eine größere Familie bei einer Tagestour oder gar Mehrtageswanderung ordentlich Gewicht bedeutet. Wenn dann noch ein Kind getragen werden muss, wird es logistisch kompliziert. Andererseits kann es auch schön sein, wenn man unterwegs nichts kaufen kann und einfach mal raus ist aus dem Konsum. Das hängt sehr davon ab, wie viele Kinder mit wandern und ob sie bereits ein wenig Gepäck tragen können, oder selbst noch Gepäck sind.

Vorbereitung der Wanderung mit Kindern


Ihr habt euch nun für eine Route zum Wandern mit Kindern entschieden und wollt die Tour vorbereiten. Dazu solltet ihr zunächst eure Ausrüstung prüfen. Bei der Kleidung gibt es meistens Hinweise in den Routeninformationen, welche Temperaturen und Witterungsbedingungen zu erwarten sind. Generell sind beim Wandern mehrere dünne Schichten besser als eine dicke. Anziehen könnt ihr z. B.

Funktionsunterwäsche (je nach Jahreszeit)
Dünne Funktionshose
Langarmshirt (bei warmem Wetter natürlich ohne Skiunterwäsche darunter)
Fleecepullover
Regenjacke
Gut sitzende Strümpfe
Eingelaufene Wanderschuhe
Kopfbedeckung

Alles, was während der Wanderung eventuell nicht angezogen wird (Pulli, Regenjacke), sollte in den Rucksäcken Platz haben. Es kann nämlich echt nerven, von drei Kindern und zwei Erwachsenen Jacken und Pullis in den Händen zu tragen oder irgendwo am Rucksack baumeln zu haben. Folglich solltet ihr über ausreichend große und bequem zu tragende Rucksäcke verfügen.

Außerdem muss die Verpflegung geplant werden. Ihr habt bei der Routenauswahl geprüft, ob ihr unterwegs was essen könnt, oder ob alles mitgenommen werden soll. Entsprechend packt ihr für eure Mahlzeiten unterwegs ausreichend Sachen ein. Selbst, wenn ihr unterwegs einkehren könnt und wollt, solltet ihr immer eine Auswahl an Keksen, Crackern, Obst und Gemüse sowie vielleicht einige Müsliriegel dabei haben. Die meisten Kinder essen unterwegs sehr gerne. Kleine Snacks können sie bei Laune halten. Und vielleicht schmeckt einem das Essen auf der Hütte nicht? Besser, ihr seid vorbereitet. Aber habt gleichzeitig im Kopf, dass ihr das alles auch tragen müsst.

Ein Erste-Hilfe-Set und das nötige Wissen, es zu benutzen, solltet ihr auch dabei haben. Meistens braucht man höchstens Pflaster gegen die Blasen an den Füßen. Aber auch eine Pinzette kommt schnell mal zum Einsatz oder eine kühlende Salbe. Generell gilt, dass das Set an die Tour und die Wanderer angepasst werden muss. Bei einer eintägigen Wanderung mit fünf Kindern braucht man eher viel Pflaster als ein Fieberthermometer. Ist man lange unterwegs und weiter abseits, können ein Durchfallmedikament, Schmerzmittel oder Hustensaft eine große Erleichterung im Krankheitsfall bedeuten. Setzt euch mit diesem Thema am besten mal ausführlicher auseinander.

Weiter können noch Windeln, Feuchttücher, Mückenspray, Sonnencreme und viele andere Dinge zusammenkommen, ohne die eine Familie das Haus oder Wohnmobil grundsätzlich nicht verlässt.

Natürlich solltet ihr zur Vorbereitung alles Infomaterial genau lesen. Sollte die Tour nicht sehr einfach zu finden sein, braucht ihr vernünftiges Kartenmaterial.

Touristenwanderungen sind aber oft wirkliche Selbstläufer, es gibt oft nur einen nicht zu verfehlenden Weg und dauernd Schilder, die einen über die übrige Gehzeit informieren.

Wenn klar ist, was alles mitgenommen werden soll, müsst ihr klären, wie das Gepäck verteilt werden soll. Kinder können einen kleinen Rucksack mit Regenzeug und Trinkflasche tragen. Das meiste wird bei kleinen Kindern auf euch lasten. Außerdem solltet ihr bedenken, dass ihr vielleicht jemanden dauerhaft oder zumindest Phasenweise tragen müsst. Wir haben für diesen Fall z. B. das neun Monate alte baby in der Kraxe getragen, die Manduca-Trage aber im Gepäck gehabt. Als der Vierjährige wegen einer Beinverletzung mitten im Nirgendwo nicht weiterlaufen konnte, haben wir ihn in die Kraxe gesetzt und das Baby in der Manduca getragen. Wenn das notwendige Gepäck zusammen mit den zu tragenden Kindern eure Kapazitäten übersteigt, habt ihr euch für die falsche Wanderung entschieden! Eine einfachere Tour bedeutet meist weniger Kleidung und sonstige Ausrüstung, eine kürzere Tour spart Essen und Wasser. Das sind eure Stellschrauben, um das Gepäck zu reduzieren.

Zur Vorbereitung der Wanderung gehört auch, die Kinder ein bisschen in die Planung mit einzubeziehen. Auch hier müsst ihr natürlich das Alter berücksichtigen. Ganz kleine Kinder müssen nicht einbezogen werden. Kindergartenkindern kann man vorher Lust auf die Wanderung machen, in dem man darüber erzählt, was es unterwegs zu erleben gibt. Größere Kinder können bereits in Auswahl der Wanderung einbezogen werden und ihre Interessen einbringen. Besonders Jugendliche sind eher geneigt, nicht völlig genervt zu sein, wenn sie zumindest mitentschieden haben, dass sie diese Wanderung machen wollen.

Als letzte Vorbereitung sollte das aktuelle Wetter abgeklärt werden. Neuseeland ist berühmt für seine Wechselhaftigkeit. Das Wetter kann einem kurz vor der Wanderung die Pläne durchkreuzen, wenn man eine Wanderung ausgesucht hat, die bei bestimmten Witterungsbedingungen mit Kindern nicht zu verantworten ist.

Durchführung der Wanderung mit Kindern


Gut vorbereitet geht es jetzt los. Damit die Kinder Spaß entwickeln, sollten sie von Anfang an mit einbezogen werden. Wenn es zeitlich möglich ist, ist es immer gut, spontane Pausen einzulegen, wenn sich gerade ein spannendes Spiel entwickelt. Wenn Kinder das Gefühl haben, ihre Ideen umsetzen zu können, finden sie die Wanderung toll. Werden sie dauernd zum weitergehen ermahnt, sinkt die Motivation. Wenn man aber bestimmte Strecken durchlaufen muss, ist es gut, den Kindern zu erklären, dass es bis zum Wasserfall, zur Hütte oder zum Auto keine Spielpausen geben kann. Wenn es ´vorher angekündigt wird, seid ihr nicht die unfairen Spielverderber, sondern erinnert nur zwischendurch an die vorher getroffene Vereinbarung.

Die Kinder und das Wetter solltet ihr immer gut im Auge behalten. Wenn sich abzeichnet, dass ein Kind einen schlechten Tag hat, solltet ihr rechtzeitig reagieren. Möglichkeiten sind früheres Umkehren, das Verkürzen der Runde, eine längere Pause oder Aufteilen der Gruppe, sodass das betreffende Kind mit einer Begleitung umkehrt oder irgendwo wartet und spielt und die anderen nach Plan weitermachen. Ihr solltet so früh reagieren, dass ihr wirklich noch gut zurückkommt. Das gleiche gilt beim Wetter.

Fotografieren kann eine gute Beschäftigung sein, wenn es mal eine Strecke gibt, die nicht viele Spielmöglichkeiten bietet. Wenn die Kinder nach der Wanderung Bilder von sich sehen, können sie sich mit Stolz an ihre Leistung erinnern. Selbstgeschossene Motive kann man später im Kinderzimmer aufhängen und den kleinen Künstlern so eine Freude machen.

Wenn gar nichts geht, könnt ihr es auch mit Laufspielen versuchen. Dadurch werden die Kinder vom Wandern abgelenkt und merken nicht, wie sie Strecke machen. Das macht natürlich nur Sinn, wenn sie keine Lust mehr auf Wandern haben.

Nach der Wanderung mit Kindern


Ihr habt es geschafft! Vielleicht seid ihr durchgeregnet, vielleicht durchgeschwitzt. Vielleicht war es alles ganz einfach, vielleicht habt ihr richtig gekämpft. In jedem Fall solltet ihr euch als Familie belohnen. Das kann ein heißer Kakao sein oder eine warme Dusche, ein leckeres Essen oder gemütlich Kartenspielen im Wohnmobil. Jedenfalls sollten sich die Kinder behaglich fühlen und ausruhen und das gute Gefühl genießen, das man nur kennt, wenn man sich draußen ordentlich abgemüht hat.

Für weitere Wanderungen ist es sinnvoll, die tatsächliche Dauer der Wanderung auszurechnen. Dann habt ihr einen ersten Richtwert, wie eure Gehzeit tatsächlich ist.