Campingfail der Extraklasse: 4x4-Camper versenkt
- 18.05.2022
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Wenn man mit dem 4x4 Fahrzeug in Australien unterwegs ist, gibt es einiges zu beachten. Nicht nur wie, sondern auch wohin man fährt spielt eine große Rolle. Unser Kunde Jürgen B. versenkte an einem denkwürdigen Tag im August 2007 sein Allradfahrzeug von Britz im Indischen Ozean bei Broome. Wie es dazu kam, erzählt er uns in diesem unterhaltsamen Reisebericht. Hinterher ist man immer klüger...
Oder: Ein kleiner brauner Fisch kam auf der Beifahrerseite auf mich zu geschwommen...
Hallo Jürgen, schön, dass du uns von deiner Reise erzählen möchtest. Wo warst du unterwegs?
Wir hatten unseren Allradcamper von Darwin nach Perth gemietet und der Höhepunkt sollte die Gibb River Road sein. Das Fahrzeug, ein Toyota Landcruiser, war ein echtes „Monster“, mit 5 Liter 8 Zylinder-Dieselmotor. Ich konnte da 250 l Diesel bunkern. Ein klasse Fahrzeug!
Hinten drauf war eine Wohnmobil-Kabine mit Stockbetten für 3 Personen.
Es war wenig los auf der Gibb River Road, die Flussdurchquerungen haben ganz viel Spaß gemacht und es hat sich wirklich sehr nach Abenteuer angefühlt
Besonders toll war das Erlebnis des Naturereignisses „Stairway to the moon“.
Am nächsten Morgen ging es dann auf zu Dinosaurier-Abdrücken am Cable-Beach.
Du kommst aus dem Outback, dein Auto ist komplett rot. Du fährst bei Ebbe 30 Meter durch das Wasser auf eine Sandbank…
Ihr seid also durch niedriges Wasser ins Meer reingefahren, um auf die Sandbank zu kommen. War das nicht schon ein bisschen leichtsinnig und riskant? Hattet ihr vorherige Erfahrung bei ähnlichen Aktionen auf Sand?
Nein, vorher hatten wir nur Süßwasser Erfahrung. Entsprechend war ich unvorsichtig, tatsächlich war es saublöd von mir. Ich war in Urlaubsstimmung:
Blauer Himmel, türkisfarbenes Wasser und weiße Sandbänke im Wasser, nur wenige Meter vom Ufer entfernt - also wirklich kein Problem für unser „Monster“, dort mal auf eine Sandbank zu fahren.
Ich dann also raus aus dem Auto und schicke Fotos gemacht.
…irgendwas stimmt da nicht, dachte ich, weil ich die Kamera weiter nach unten halten musste:
Das Monster sank in den Sand ein.
Vorweg: Es war Ebbe und der Tidenhub am Cable-Beach betrug 13 Meter (Hinterher ist man immer schlauer).
Ja, Fehler können jedem passieren… Aber das klingt sehr dramatisch! Wie ging es weiter?
Action war angesagt: Allrad rein, Sperrdifferenzial rein und los. Los war aber nicht in Fahrtrichtung, los war nach unten. Jede Umdrehung der Räder schickte den Toyota 1 cm nach unten. Hinten am Ufer nur 3 junge Frauen mit ihren Kindern und ein Rentner. Der Rentner kam auch sofort zur Hilfe und hatte den guten Rat, Luft aus den Reifen zu lassen. Das haben wir dann auch gleich getan. Mittlerweile standen wir in 30 cm tiefen Wasser.
Der Rentner empfahl mir auch, den Emergency-Service anzurufen. Ich zückte also meinen Blackberry (hatte man damals) und rief den Service an.
Die wollten aber nur kommen, wenn mein Leben in Gefahr sei, das Monster war denen egal.
Eigentlich war mein Leben ja in Gefahr (Badeverbot wegen Salzwasserkrokodilen, liebevoll Salties genannt, und Haien). Nur 10 Minuten später war das Wasser 1,5 Meter hoch. Die Fahrertür war auf, der Motor lief und die Hupe hupte ununterbrochen unter Wasser (Salzwasser leitet).
Ein kleiner brauner Fisch kam auf der Beifahrerseite auf mich zu geschwommen. Auch die Spülschüssel kam des Weges und ich überlegte kurz, den Fisch mit der Spülschüssel zu erlegen- verzichtete aber schließlich darauf.
Das wird ja immer spannender… Und wirklich auch gefährlich! Wie ging es weiter? Kam doch noch jemand zu deiner Hilfe?
Nach einiger Zeit kam ein netter Mechaniker mit einem Pickup und einem 100 Meter langem Abschleppseil (mehr so was wie ein Feuerwehrschlauch).
Die 100m brauchten wir auch, weil ich mittlerweile fast so weit im Wasser stand. Während Monster mittlerweile gefährlich in der Dünung hin- und herschwankte, gelang es durch Tauchen den Schäkel an der Abschlepp-Öse des Toyotas mit dem Abschleppseil des Mechanikers zu verbinden. Die Tatsache, dass ich quer zum Strand stand, war eher nicht förderlich für die Bergungs-Aktivitäten:
Das Abschleppseil riss durch.
Mittlerweile hatten ja Frau und Sohn die sensiblen Geräte aus dem Wohnmobil geborgen und beobachteten vom (weit entfernten) Ufer aus die -aus heutiger Sicht ungeeigneten Bemühungen- des Familienoberhauptes.
Irgendwann kam dann ein Grader (Caterpillar) des Weges. Der Fahrer machte einen Knoten in das gerissene Abschleppseil und zog Monster und mich auf den Strand.
Das ging wohl, weil Monster schon recht viel Auftrieb durch das Wasser hatte.
Noch am Strand haben die dann mit einer Zange die Minus-Leitungen der beiden Batterien abgeklemmt. Mein Hinweis, dass die doch etwas kaputt machen, wurde beantwortet mit „it goes to the wrecking yard“. Da wusste ich dann, dass das teuer werden könnte.
Wie war es denn mit den Kosten für den Abschleppdienst und das kaputte Auto? Hast du ein Ersatzfahrzeug bekommen, um deine Reise zu beenden?
Dann kam der Abschleppwagen. In der Autowerkstatt dann ein netter Kontakt zum Britz-Agenten, der uns umgehend 5.000 AUD von der hinterlegten Kreditkarte abgebucht hatte. Sein Kommentar dazu: „every year, 5 crazy guys like you do it“. 1.000 AUD für die Bergung und 600 AUD für den Feuerwehrschlauch. Dann noch ein Leihwagen. Ein Koffer mit nasser Kleidung ist echt schwer!
Wir haben dann auf einem Campground eine Hütte gemietet. Meine Frau hat 10 Maschinen gewaschen. 2 Tage später erhielten wir von Britz einen Toyota Hiace und die Tour nach Perth ging weiter.
Du hattest also 5000 AUD Selbstbeteiligung. Da hattest du ja noch viel Glück, dass Britz das nicht als einen Vertragsbruch angesehen hat und dir nicht die kompletten Kosten anrechnen wollte.
Wie bewertest du das Vorgehen von Britz im Schadensfall, die Erreichbarkeit, Abwicklung und Unterstützung?
Ja, Da hatte ich natürlich erstmal Angst. Aber Britz hat damals prima geholfen.
2017 waren wir wieder mit einem Britz 4x4 unterwegs, ein nagelneues 4x4 Fahrzeug mit Automatik und einer Outdoor Küche am Kofferraum. Schlafen konnten wir im Zelt daneben. Es war zwar teuer, aber eine richtig gute Qualität des Fahrzeuges.
War das in 2007 blöd von mir? Unbedingt!
Aber eine französische Philosophin behauptet: „Am Ende des Lebens guckst Du nicht, was Du erreicht hast- Du guckst, was Du erlebt hast!