Nordirland, Hüggellandschaft

Nordirland: Bereisen oder Vermeiden?

Nordirland: Bereisen oder Vermeiden?


Spricht man von Nordirland, so kommen Vielen direkt die bekannten Konflikte in den Kopf, die hier vor nicht allzu langer Zeit herrschten. Gibt es diese Unruhen immer noch? Worum ging es dort eigentlich genau? Und muss Ich auf meiner Irland-Reise vor der Grenze zu Nordirland aufgrund mangelnder Sicherheit halt machen? Diese Fragen über Nordirland wollen wir für euch in diesem Artikel beantworten.

Nordirland: Bereisen oder Konflikt-Gebiet vermeiden?


Spricht man von Nordirland, so kommen Vielen direkt die bekannten Konflikte in den Kopf, die hier vor nicht allzu langer Zeit herrschten. Gibt es diese Unruhen immer noch? Worum ging es dort eigentlich genau? Und muss Ich auf meiner Irland-Reise vor der Grenze zu Nordirland aufgrund mangelnder Sicherheit halt machen? Diese Fragen über Nordirland wollen wir für euch in diesem Artikel beantworten.

Einleitung und Fakten aus Nordirland


Etwa 85% der irischen Insel gehören zu Irland. Im nordöstlichen Teil der Insel macht aber ein weiterer Staat die restlichen 15% der Insel aus. Die Rede ist von Nordirland. Dieses besteht aus sechs Grafschaften der ehemaligen irischen Provinz Ulster. Das Land ist ein Teil des Vereinigten Königreichs, allerdings kein Teil von Großbritannien, zu welchem lediglich die direkt aneinander grenzenden Länder England, Schottland und Wales gehören. Staatsoberhaupt von Nordirland ist folglich die Krone von England. In London gibt es allerdings ein eigenes Nordirlandministerium bestehend aus Ministerien für Landwirtschaft, Kultur, Kunst und Freizeit, Bildung, Umwelt, Finanzen und Personal, Gesundheit, Wirtschaft, Beschäftigung und Fortbildung, Regionalentwicklung und sozialer Entwicklung. Mit knapp 1,8 Millionen Einwohnern ist Nordirland deutlich dichter besiedelt als der Nachbar im Süden. Durch die Unterstützung der englischen Krone hielt Nordirland lange Zeit einen höheren Industrialisierungsgrad als Irland. Durch dessen Wirtschaftswachstum in den letzten Jahrzehnten konnte dies aber größtenteils aufgeholt werden.

Die Geschichte des Nordirlands-Konfliktes


Die irische Insel hat eine lange Geschichte der Unterdrückung durch den Nachbarn im Osten, Großbritannien, hinter sich. Die englische Krone fing im 12. Jahrhundert an Irland zu besiedeln und als Hoheitsgebiet in Anspruch zu nehmen. Die Iren waren dabei größtenteils Katholiken, während die Briten Protestanten waren. Um auch innerhalb der Bevölkerung weiterhin die Kontrolle zu haben, wurden im Laufe der Jahrhunderte systematisch Protestanten in Irland eingesiedelt. Dies setzte den Grundstein für eine lange Reihe von Konflikten. Erst im Jahre 1921 konnte Irland seine Unabhängigkeit gewinnen. Um den Protestanten, welche eher in Richtung einer Union mit Großbritannien eingestellt waren und deshalb Unionisten genannt wurden, ebenfalls gerecht zu werden, wurden die größten Gebiete der nordöstlichen Provinz Ulster zu einem eigenen Land ernannt. Im neuen Nordirland lebten die protestantischen Unionisten zwar in der Überzahl, Katholiken gab es jedoch immer noch. Diese wurden mit der Zeit immer häufiger Opfer von Unterdrückung und Gewalt.

Eskalation der Situation in Nordirland


Im Laufe der 1960er Jahre eskalierte die Situation als Bürgerrechtsbewegungen der Katholiken vermehrt auftraten. Einzelne Milizen standen für eine Wiedervereinigung mit Irland ein, da sie sich diesem eher als der englischen Krone zugehörig fühlten. Diese Nationalisten, unter Führung der Irish Republican Army (IAF), standen nun also den Unionisten, unter Führung der Ulster Defence Association (UDA), sowie der Ulster Volunteer Force (UVF) gegenüber, welche unrechterweise starke Unterstützung von der lokalen Polizei, der Royal Ulster Constabulary (RUC), erhielt. Schnell schaltete sich sogar die britische Armee ein, welche zur Beruhigung der Lage nach Nordirland geschickt wurde. Der Tiefpunkt dieser als „The Troubles“ bekannten Geschichtsphase war der sogenannte „Bloody Sunday“ im Januar 1972. Eine zunächst friedliche Demonstration von bis zu 15.000 Menschen unter dem Banner der Norther Ireland Civil Rights Association ging in eine Straßenschlacht zwischen mit Flaschen und Steinen bewaffneten Katholiken und dem Militär über. Schließlich eröffneten die Soldaten das Feuer. 14 Demonstranten kamen dabei ums Leben.

Beruhigung der Lage in Nordirland


Erst Mitte der 1990er Jahre beruhigte sich die Situation. Ein Friedensprozess konnte eingeleitet werden. Finalisiert wurde dieser 1998 mit dem Good Friday Agreement. Dieses sollte eine friedliche Zusammenarbeit beider Länder, sowie eine Entwaffnung aller Parteien sicherstellen. Irland verzichtet auf seine Forderung einer Wiedervereinigung. Diese kann bei einem Mehrheitsbeschluss in Nordirland aber durchgesetzt werden. Nordiren können zusätzlich zum britischen nun auch einen irischen Pass beantragen. Die Einreise beider Völker in das jeweils andere Land ist seitdem möglich. Konflikte fanden seit diesem Abkommen nur noch vereinzelt statt, eskalierten aber nicht mehr, wodurch der Frieden in Irland bis heute sichergestellt werden konnte.

Heutige Situation zwischen Irland und Nordirland


Ist man heutzutage in Irland unterwegs und reist gen Norden, kann es schnell passieren, dass man die Grenze passiert ohne dies überhaupt zu merken. Die innerirische Grenze, welche seit 1921 besteht, ist mittlerweile nämlich kaum mehr sichtbar. Bewachte Grenzübergänge zählen zur Vergangenheit. Von Irland kann man ohne Kontrolle nach Nordirland einreisen, so zum Beispiel über den M1 Motorway zwischen Dublin und Belfast. Die Einreise in Nordirland kann wie die Einreise in ein anderes beliebiges europäisches Land sein. Lediglich die Straßenschilder zeigen einen direkten Unterschied zwischen beiden Ländern auf. Zusätzlich kann man in Nordirland hier und da einen gepanzerten Polizeiwagen sowie bewaffnete Beamte sehen. Als Tourist gilt es, seinen gesunden Menschenverstand zu nutzen, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Dies betrifft zum Beispiel das Tragen von Flaggen oder Fußballtrikots. Wer die irische grün-weiß-orange Flagge in Belfast mit sich trägt, wird eventuell schief angeguckt. Ebenso kann dies beim Tragen eines Fußballtrikots des katholisch geprägten Clubs Celtic Glasgow der Fall sein. Die Rivalität mit den Glasgow Rangers ist eine weitere Austragungsstätte des Katholisch-Protestantischem Konflikts auf den britischen Inseln. Wilde Diskussionen über Politik und Religion, aber auch Fußball sollten besonders zu später Stunde in Kneipen eher vermieden werden. Auch auf der Straße gilt es größeren Gruppen eher aus dem Weg zu gehen. Bei Polizeikontrollen gilt es sich ruhig und kooperativ zu verhalten. Dies sind alles Dinge, die man als Tourist in jedem Reiseland beherzigen sollte. In Irland und Nordirland gewinnen diese Aspekte aufgrund der hitzigen Vergangenheit aber eine andere Brisanz, auf die wir hinweisen möchten.

Auswirkungen des Brexit für Nordirland


Das Vereinigte Königreich verlässt 2020 offiziell die Europäische Union. 51,9% der britischen Wähler stimmten für den Brexit. Dies gilt somit auch für Nordirland, welches mit England, Schottland und Wales sowohl die EU-Zollunion als auch den Binnenmarkt verlässt. Dieses Ergebnis hat die Konflikte der Vergangenheit nun wieder etwas entfacht. Die Mehrheit der nordirischen Bevölkerung hat nämlich für den Verbleib in der EU gestimmt. Wähler, welche sich unionistisch eher Großbritannien zugehörig fühlten, haben für einen Austritt aus der EU gestimmt. Diese Gruppe war in Nordirland in der Unterzahl. Auf das Gesamtergebnis mit allen Stimmen aus Nordirland, England, Schottland und Wales hat das Ergebnis in Nordirland aber keine entscheidende Wirkung. Die Grenze zwischen Irland und Nordirland wäre mit dem Brexit eine europäische Außengrenze. Die im Karfreitagsabkommen von 1998 vereinbarte offene Grenze soll aber bestehen bleiben. Nach langen Verhandlungen konnte im Oktober 2019 diesbezüglich ein Kompromiss ausgehandelt werden. Dieser ermöglicht für das Vereinigte Königreich sowohl das Verlassen der Europäischen Union als auch eine offene Grenze auf der irischen Insel. Diese Einigung basiert auf einem System voller Sonderregelungen und einem komplizierten Verrechnungssystem. Eine Zollgrenze gibt es nicht zwischen Irland und Nordirland, sondern in der irischen See, also vor dem Erreichen der irischen Insel. Somit findet auch der Warenverkehr auf der irischen Insel ohne Grenzkontrollen statt. Nordirland wird diesbezüglich von der EU anders als Großbritannien behandelt, bleibt aber ebenfalls kein volles Mitglied der Zollunion. Auch der Personenverkehr zwischen den irischen Nationen kann wie bisher stattfinden, sodass eine Person in Irland wohnen, aber in Nordirland arbeiten kann. Es gilt zu hoffen, dass diese Lösung weitestgehend akzeptiert wird und kein neues Öl ins Feuer des den historischen Konflikts auf der grünen Insel gießt.

Fazit Nordirland – Eine Reise wert?


Sollte man Nordirland also bereisen? Auf jeden Fall. Beachtet man die oben genannten kleinen Hinweise zum richtigen Verhalten, steht dem nichts im Weg. Im Gegenteil dazu hat Nordirland sehr viele Highlights zu bieten. Möchte man einen klassischen Städtetrip machen, hat die Landeshauptstadt Belfast so Einiges zu bieten. Aber auch Derry im Westen des Landes ist einen Besuch wert. Naturliebhaber kommen in den Mourne Mountains oder am Lough Neagh auf ihre Kosten. In dieser Aufzählung darf natürlich auch der Giant’s Causeway nicht fehlen. Hier findet ihr eine Auflistung der Highlights in Nordirland

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