Freedom Camping in Neuseeland - ja! Aber bitte richtig!

Wie ihr beim Wild Campen in Neuseeland Geld spart und trotzdem die Regeln einhaltet


Du fährst mit deinem/r Liebsten und eurem Wohnmobil frei und ungeplant durchs Land. Wo ihr bleibt und wie viel Strecke ihr macht, entscheidet ihr spontan. Wenn es euch gefällt, haltet ihr an. Ihr erkundet die Umgebung ohne Zeitdruck, denn sollte es spät werden, schlaft ihr einfach, wo ihr seid. Freedom Camping eben! In Neuseeland ist Freedom Camping ein heißes Thema. Es ist nicht verboten, aber nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Für die Reiseplanung ist es unerlässlich, sich vor der Buchung des Campers und vor der Routenplanung mit Freedom Camping in Neuseeland zu beschäftigen.

Der Freedom Camping Act in Neuseeland

Gehört haben die meisten davon, doch was verbirgt sich genau dahinter? Im September 2011 wurde der „Freedom Camping Act" in Neuseeland drastisch überarbeitet. Dieser besagt nun, dass nur diejenigen wild campen dürfen, die ein zertifiziertes und registriertes „self-contained“ Fahrzeug haben. Alle anderen dürfen nur auf offiziellen und kostenpflichtigen Campingplätzen übernachten. Das hat vor allem ökologische Gründe. Denn die Fluten von Backpackern und anderen Campern haben zunehmend Spuren in der unberührten Natur Neuseelands hinterlassen. Viele Regeln zum Freedom Camping wurden ignoriert. Daher nun also diese Gesetzgebung, die einen Schlussstrich unter das allgemeine wilde Campen in Neuseeland zieht.

Durch die Regeln zum Freedom Camping in Neuseeland hat sich in den letzten einiges verbessert. Dennoch gibt es nach wie vor Probleme mit dem Wildcampen. Bei Stichproben an beliebten Freedom Camping Spots fiel auf, dass über 20% der dort parkenden Fahrzeuge, die nicht in die Kategorie " Wohnmobil " fielen, sondern einfache Hitop-Camper oder Sleepervans waren, nicht das entsprechende Zertifikat vorwiesen. Andere hatten zwar den richtigen Sticker an der Scheibe, konnten aber unmöglich die dafür notwendigen Voraussetzungen erfüllen, sodass hier von Täuschung auszugehen ist. Daraus folgte für die Behörden, dass das Gesetz zum Wildcampen überarbeitet werden muss. Einerseits sollen die Strafen deutlich erhöht werden, die im Falle des widerrechtlichen Freedom Campings verhängt werden. Andererseits sollen die Anforderungen an die Fahrzeuge erweitert werden, die notwendig sind, um das Zertifikat "self Contained" zu erhalten. Sind bisher tragbare Toiletten erlaubt, werden in Zukunft wohl nur noch fest verbaute Toiletten akzeptiert werden. Das Gesetz ist aber noch in Arbeit, weshalb wir die genauen Regelungen für die nächsten Jahre noch nicht benennen können.

Es ist nämlich gar nicht so einfach, das Thema so zu regeln, dass es am Ende sinnvoll ist, seinen Zweck erfüllt, alle Interessensgruppen berücksichtigt und umgesetzt werden kann. Wie zum Beispiel sollen sich Reisende verhalten, die die Fahrzeit zum nächsten Campingplatz unterschätzt haben und müde werden? Das Gesetz darf diese nicht dazu zwingen, übermüdet weiterzufahren. Und diese Situation passiert trotz gut geplanter Reiseroute in Neuseeland regelmäßig. Das Gleiche gilt für Menschen, die nach dem Verlassen des Pubs feststellen, dass sie vielleicht ein Bier zu viel hatten. Sie dürfen nicht mehr fahren, dürfen aber auch nicht in ihrem Auto schlafen, wenn es nicht zertifiziert ist. Auch für Obdachlose, die regelmäßig in einem Fahrzeug wohnen, müssen Sonderregelungen ausgearbeitet werden. Bis das geschehen ist und das neue Gesetz in Kraft tritt, gilt die hier beschriebene Regelung.

Was bedeutet "self contained" ?

„Self contained“ bedeutet übersetzt „unabhängig“ oder „eigenständig“ . Auf Camper und Wohnmobile bezogen heißt das, dass bestimmte Anforderungen an die Ausstattung gestellt werden. Der Camper muss derzeit wenigstens eine tragbare Toilette haben, die auch bei aufgebautem Bett zugänglich ist, um für Freedom Camping geeignet zu sein. In Zukunft wird hier wohl auf eine feste Nasszelle bestanden werden. Ein auf die Personenzahl des Wohnmobils passender Abwassertank muss ebenfalls angeschlossen sein. Diese Ausstattung alleine genügt jedoch nicht, um als „self contained“ zu gelten: Sie berechtigt nur mit einer entsprechenden Zertifizierung die Erlaubnis zum wild Campen zu erhalten. Dafür muss der Eigentümer zu einer entsprechenden Stelle gehen und das Fahrzeug kontrollieren und anschließend auch registrieren lassen.

Self-contained bedeutet also mindestens:

Tragbare Toilette
Abwassertank passender Größe
Zertifizierung
Registrierung

Bei den Fahrzeugbeschreibungen auf unserer Webseite haben wir immer angegeben, ob ein Wohnmobil die Zertifizierung "Self Contained" hat, oder nicht. Als "Self Contained" zu erkennen ist ein Camper anhand eines Aufklebers an der Heckscheibe, der die Gültigkeit des Zertifikates angibt und es Kontrolleuren einfach macht, zu überprüfen, wer rechtmäßig wild Camping unternimmt. Bisher ist dies ein blauer Sticker in Form eines Wohnmobils. Für die kommende, strengere Gesetzgebung ist geplant, einen ähnlichen Sticker zu verwenden, der grün ist. Er wird dann für Fahrzeuge mit dem neueren Standard verwendet. Es soll eine Übergangszeit geben, in der sowohl die grünen als auch die blauen Aufkleber zum Freedom Camping berechtigen. Nach Ablauf dieser Frist müssen dann die bisher nur blau zertifizierten Fahrzeuge nachweisen, dass sie auch die Anforderungen für den grünen Aufkleber erfüllen, um den Status "Self Contained" zu behalten. Für Mietfahrzeuge soll diese Frist sehr kurz sein. Hier könnte es zu Fällen kommen, bei denen ein Mieter einen Vertrag über ein Fahrzeug schließt, dass zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch als self contained gilt, bei Reiseantritt aber nicht mehr. Wie genau die Vermieter diese Situation verhindern wollen, ist noch nicht bekannt.Fest steht, dass sich in den Fahrzeugflotten der Vermieter einiges ändern wird.

Kostenfaktor Camperumbau und Zertifizierung

Das Umbauen und Zertifizieren kostet natürlich Geld. Da die größten Wohnmobilvermietungen Neuseelands sehr große Camperflotten haben, war der Umbau bzw. die Nachrüstung aller Camper für sie mit hohen Kosten verbunden. Inzwischen haben aber recht viele Firmen reagiert und ihre Wohnmobile zertifizieren lassen. Allerdings gibt es auch noch viele nicht zertifizierte Sleepervans oder ein paar Hitop Camper (Wie bei Apollo , Cheaper und Hippie die Hitop und die Endeavour Reihe), die ebenfalls die Vorgaben für eine Zertifizierung nicht erfüllen können.

Der Kunde zahlt was er kriegt

Die Regelung zum wild Campen wird von den Wohnmobilfirmen gerne verschwiegen. Nur wer bereits über Freedom Camping in Neuseeland informiert ist, fragt nach dem Zertifikat. Erst nach Reiseantritt bemerken die uninformierten Kunden, dass sie nur auf kostenpflichtigen Campingplätzen bleiben dürfen, weil ihr Camper, der auf den ersten Blick so günstig erschien, nicht zertifiziert ist. Sie können sich dann zwar nachträglich über die schlechten Informationen beschweren, bleiben aber trotzdem auf den Kosten für Campingplätze sitzen, denn die Wohnmobilvermietungen sind nicht dazu verpflichtet, die Kunden im Vorfeld aufzuklären. Neben der schlechten Stimmung zu Reisebeginn und den Mehrkosten ist auch die damit verlorene Flexibilität ein nicht zu unterschätzender Nachteil der Kunden. Schließlich muss man sich jeden Tag auf die Suche nach einem geeigneten Campingplatz machen und sich zudem nach den Ein- und Auscheckzeiten richten.

Überfüllte Campingplätze

Auch Backpacker, die früher mit ihren Autos oder Vans Neuseeland bereist haben, sind natürlich vom Freedom Camping Act betroffen. Daher ergibt sich eine riesige Nachfrage an Campingplätzen. Die Nachfrage bestimmt bekanntlich den Preis. Beliebt und günstig sind Plätze des DOC. Diese gibt es in zwei Kategorien, von denen die ganz günstige Variante ebenfalls nur für zertifizierte Wohnmobile zugelassen ist. Die etwas teureren und auch für nicht-zertifizierte Wohnmobile und Camper offenen DOC-Plätze sind hart umkämpft. Oft werden sie von Dauercampern belegt. Den übrigen Reisenden bleiben dann nur die klassischen auf Profit ausgerichteten Plätze. Diese sind oft gut ausgestattet, kosten aber entsprechend mehr. Besonders in der hauptsaison kann es schwierig werden, spontan einen freien Platz zu bekommen.

What’s the damage?

Realistisch sollte man mit 20 - 30 NZD pro Nacht und Person rechnen, die zusätzlich zur Wohnmobilmiete für Campingplätze anfallen. Mit Glück kommt man immer mal wieder auf günstigere Plätze, doch sollte man das Budget entsprechend planen. Diese Kosten müssen bei der Wahl des Campers mit bedacht werden. Denn gerade bei längeren Touren gleicht sich so der etwas teurere Tagespreis eines zertifizierten Fahrzeuges schnell wieder aus. Auch die zusätzliche Freiheit, die durch ein zertifiziertes Wohnmobil gewonnen wird, sollte man nicht vergessen.

Auch self contained ist Wildcampen nicht überall erlaubt

Ein zertifiziertes Fahrzeug ermöglicht einem an sehr vielen Orten, kostenlos zu übernachten. Allerdings haben verschiedene Städte und Regionen eigene Regelungen, wo sie wildes Campen zulassen und wo nicht. Manche Regionen haben ein totales Wildcamp-Verbot verhängt. Ihr solltet bei eurer Routenplanung für Neuseeland solche Aspekte unbedingt mit einbeziehen und euch keinesfalls über diese Verbote hinwegsetzen . Denn erstens gibt es Gründe für solche Maßnahmen und zweitens wird sehr regelmäßig kontolliert, und dann wird es teuer.

Es gibt inzwischen viele teilweise kostenlose Apps die einem alle Freedom-Camping-Spots in der gewünschten Region anzeigen. Wir waren mit "Camper Mate" unterwegs, andere Mitarbeiter "Wiki-Camps" und alle waren sehr zufrieden. Es gibt aber noch viele andere gute Optionen, teilweise auch von den vermietern direkt. Der Vorteil der Apps ist auch, dass man sich Bilder des Ortes von Nutzern ansehen kann und auch aus aktuellen Kommentaren entnehmen kann, wie der Zustand des Parkplatzes ist. Es wird auch über Probleme mit Kriminellen beim Wildcampen berichtet, die auf bestimmten Parkplätzen regelmäßig Autos aufbrechen und sich am Reisegepäck bereichern . Mit einer guten App ist man also vorgewarnt und kann sich einen Platz suchen, auf dem man sich wohlfühlt.

Leider stößt man auch immer mal auf Anwohner, die mit der Erlaubnis zum Wildcampen in ihrer Region nicht einverstanden sind und einem das deutlich sagen. Das ist allerdings eher selten der Fall. In der Regel werdet ihr auf freundliche und aufgeschlossene Kiwis treffen!